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Epilepsie verstehen: Ursachen, Diagnose und Leben mit der Erkrankung

Epilepsie gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und kann in jedem Lebensalter auftreten. Sie äußert sich durch wiederholte epileptische Anfälle, die verschiedene Ursachen und Verlaufsformen haben können. Doch was genau steckt hinter dieser Erkrankung? Wie wird sie erkannt und behandelt?

In diesem Artikel werfen wir einen umfassenden Blick auf Epilepsie – von den medizinischen Grundlagen über moderne Therapieansätze bis hin zu praktischen Fragen des Alltags. Dabei geht es auch um wichtige Themen wie Fahrtauglichkeit und den Umgang mit der Erkrankung im täglichen Leben.


Was ist Epilepsie?


Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die sich durch wiederholte, spontane epileptische Anfälle manifestiert. Diese entstehen durch eine kurzzeitige elektrische Funktionsstörung im Gehirn.

Je nach betroffener Hirnregion können Anfälle unterschiedliche Symptome haben:

  • Fokale Anfälle: Können sich durch eine vorübergehende Verkrampfung einer Hand oder einer kurzzeitigen Bewusstseinsstörung äußern.

  • Generalisierte tonisch-klonische Anfälle: Beide Gehirnhälften sind betroffen, die Betroffenen verlieren das Bewusstsein, stürzen und zeigen rhythmische Muskelzuckungen.

Meist dauern Anfälle nicht länger als eine Minute. Die Erholung erfolgt in der Regel innerhalb von 20-30 Minuten ohne medizinische Hilfe.


Wie häufig ist Epilepsie?


Epilepsie gehört zu den häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen. In industrialisierten Ländern sind etwa 1 % der Bevölkerung betroffen. In Südtirol entspricht dies rund 5.000 Menschen. Wichtig zu wissen: Epilepsie kann in jedem Alter erstmalig auftreten und ist keine reine Kinderkrankheit, wie oft fälschlicherweise angenommen wird.

Diagnose: Wie wird Epilepsie festgestellt?


Die Diagnose basiert auf mehreren Untersuchungen:

  • Anamnese: Gespräche mit Betroffenen und Beobachter:innen der Anfälle liefern wichtige Hinweise.

  • Elektroenzephalographie (EEG): Misst die elektrische Aktivität des Gehirns und kann epilepsietypische Veränderungen nachweisen.

  • EEG-Video-Monitoring: Bei unklaren Fällen kann eine längere Überwachung notwendig sein.

  • Magnetresonanztomographie (MRT): Zeigt strukturelle Veränderungen im Gehirn.

  • Genetische Untersuchungen: Werden in bestimmten Fällen durchgeführt.


Behandlung: Wie wird Epilepsie therapiert?


Die Standardtherapie besteht in der Gabe von Antiepileptika, die Anfälle verhindern oder reduzieren. Rund 80 % der Betroffenen können durch Medikamente ein weitgehend normales Leben führen.

Bei etwa 20 % der Patient:innen bleibt die Krankheit trotz Therapie bestehen („Pharmakoresistenz“). In solchen Fällen können weitere Maßnahmen wie:

  • Epilepsie-Chirurgie

  • Vagusnerv-Stimulation

  • Ketogene Diät helfen.


Gesellschaftliche Herausforderungen: Warum braucht es mehr Aufklärung?


Obwohl Epilepsie weit verbreitet ist, gibt es große Wissenslücken in der Bevölkerung. Eine italienische Studie ergab, dass 40 % der Befragten Epilepsie fälschlicherweise für eine Geisteskrankheit hielten. Diese Vorurteile führen zu sozialer Stigmatisierung und Diskriminierung der Betroffenen.

Eine offene Aufklärung und der Austausch mit anderen Betroffenen können helfen, diese Vorurteile abzubauen.


Epilepsie und Fahrtauglichkeit: Dürfen Betroffene Auto fahren?


Die gesetzlichen Regelungen zur Fahrtauglichkeit wurden in den letzten Jahren modernisiert. Seit 2011 gelten folgende Regeln:

  • Ein Jahr anfallsfrei: Wer ein Jahr lang keinen Anfall hatte, darf wieder Auto fahren.

  • Provozierte Anfälle: Bei bestimmten Anfällen kann die Sperrfrist auf wenige Monate verkürzt werden.

  • Langzeit-Anfallsfreiheit: Wer 10 Jahre lang ohne Medikamente anfallsfrei ist, gilt als geheilt und darf uneingeschränkt fahren.


Fazit


Epilepsie ist eine weit verbreitete, aber oft missverstandene Krankheit. Moderne Diagnose- und Therapiemethoden ermöglichen vielen Betroffenen ein normales Leben. Dennoch bleibt die gesellschaftliche Akzeptanz eine Herausforderung. Durch Aufklärung und offene Gespräche können Vorurteile abgebaut und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.


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